Kaffeehäuser in Wien - Inbegriff der Wiener Lebensart

Berühmt ist die Wiener Kaffeehauskultur, die 2011 sogar zum immateriellen Kulturerbe gekürt wurde. Gastronomische Originale sind zudem die bodenständigen Beisl und luftigen Schanigärten.

Die echte Wiener Kaffeehauskultur ist mehr als nur der Genuss von Kaffee in seinen vielfältigen Variationen. Sie ist Inbegriff eines Lebensgefühls, das der Tradition und der Verlässlichkeit des Gewohnten verpflichtet ist und einer einzigartigen Atmosphäre des Privaten und Sinnlichen. Der Duft von frischem Kaffee und warmem Topfenstrudel, das Rascheln der Tageszeitung am Nebentisch, eine angeregte Gesprächskulisse über Gott und die Welt und der unaufdringliche, doch persönliche Service sind die elementaren Wesenszüge in dem der Zeit wie entrückten Ambiente.

Koffein für Geist und Sinn

Nachdem ein gewisser Georg Franz Kolschitzky 1685 die Lizenz erhielt, »daß türkhische Getränkh, den Caffé« auszuschenken, wurde das Kaffeehaus schnell zum öffentlichen Wohnzimmer des Wieners. Um 1900 und zwischen den Weltkriegen erlebte es seine Glanzzeit als Brennpunkt des Wiener Geisteslebens. Beim Großen Braunen perfektionierten Hofmannsthal und Werfel ihren Sprachsinn. Kisch und Kraus touchierten sich mit feinem Wortwitz, Trotzki und Brecht spielten Schach. Die Künstler fühlten sich im Kaffeehaus wie zu Hause und gleichzeitig inspiriert vom öffentlichen Leben. 
Von den rund 500 Wiener Kaffeehäusern haben viele ihren Charakter bewahrt. Legendärer Treffpunkt der Prominenz ist das Café Hawelka in der Dorotheergasse, mit viel Charme bezaubert Wiens ältestes Ringstraßencafé Schwarzenberg, exquisite Patisserie zu Klaviermusik genießt man seit 1876 im Café Central in der Herrengasse. Basis der Koffeinspezialitäten ist immer Mokka. Mal wird er mit wenig Milch serviert (Brauner), mal mit mehr Milch (Kaffee verkehrt), als Schwarzer im Glas mit Obers (Einspänner) oder als Großer Schwarzer im Glas (Fiaker). Halb Kaffee, halb Milch nennt er sich Melange.

Schnitzel und Palatschinken

Handfeste Kost und frisch gezapftes Bier gibt es im klassischen Beisl, dem gutbürgerlichen Wiener Esslokal mit geräumigem Schankraum und einfachem Mobiliar. Auf der Speisekarte stehen Frittaten- und Grießnockerlsuppe, Schnitzel und Gulasch sowie Palatschinken und Kaiserschmarren. 
Eine Wiener Spezialität sind auch die rund 3500 Schanigärten, meist mit Grün und Sonnenschirmen bestückte Gastgärten auf öffentlichem Grund. Ihren Namen verdanken sie Johann Jakob ›Gianni‹ Taroni, der 1750 erstmals im Freien vor seinem Lokal ­Tische und Stühle aufstellen durfte.