Auf einem felsigen Sporn über Bellinzona erhebt sich das Castello di Sasso Corbaro als Teil des einzigartigen Burgenensembles der Stadt, das seit 2000 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Die Burg wurde 1479 vom Herzogtum Mailand errichtet, um eine strategische Lücke im Verteidigungssystem der Region zu schließen und den Zugang zum Gotthardpass zu sichern. Ihre Entstehung fällt in eine bewegte Zeit, in der Bellinzona wiederholt umkämpft war, und sie spiegelt die jahrhundertelangen Konflikte zwischen Mailand und den Eidgenossen wider.
Architektur und historische Zeugnisse
Die Burg zeigt heute einen quadratischen Hauptbau von 25 m Seitenlänge mit Ecktürmen, Wehrgängen, senkrechten Wurf- und Gussöffnungen und charakteristischen Schwalbenschwanzzinnen. Rundumverteidigung und Reste von Zwingeranlagen vermitteln ein anschauliches Bild mittelalterlicher Festungsarchitektur. Im Innenhof befinden sich Wohntrakte, temporäre Ausstellungen und die prunkvolle Sala Emma Poglia – ein barocker Herrschaftssaal aus dem 17. Jh. mit Täfelung und Specksteinofen aus dem Valle di Blenio. Vom Burghügel eröffnen sich weite Panoramen über Bellinzona und die umliegende Landschaft, die die strategische Lage nachvollziehbar machen.
Die Schwesternburgen Castelgrande und Montebello
Castelgrande, die älteste und zentralste der drei Burgen, thront direkt über der Altstadt von Bellinzona und bildet das Herzstück der Verteidigungsanlagen. Ihre massiven Mauern und der charakteristische Bergfried sind Zeugnisse mittelalterlicher Festungsbaukunst, während die innenliegenden Ausstellungen und Museen Einblicke in die Geschichte der Region bieten. Montebello, oberhalb des Stadtteils S. Giovanni gelegen, besticht durch seine markante Lage und den gut erhaltenen Wehrgang. Beide Burgen ergänzen Sasso Corbaro und lassen sich über einen touristischen Shuttle oder markierte Fußwege bequem zu einer zusammenhängenden Route verbinden, die die strategische Bedeutung Bellinzonas eindrucksvoll nachvollziehbar macht.