Wie rote Tupfen in einem grünen Teppich wirken die Backstein-Dörfer im Wittstocker Land, in dessen Zentrum die 1000jährige Bischofsstadt Wittstock liegt. Hier geht das ländliche geprägte Plattenland der Prignitz in die Waldgebiete der Wittstocker Heide und der Kyritz - Ruppiner Heide über. Nur zehn Kilometer von Wittstock entfernt beginnen mit dem Dranser, Glambecker, Langhagener See und dem Nebelsee die Ausläufer der Mecklenburgischen Seenplatte.Wittstock galt noch im vorigen Jahrhundert als das "märkische Rothenburg". Noch heute machen Fachwerkhäuser an engen, holprigen Kopfsteinpflasterstraßen und verwinkelte Gassen den besonderen Charme der Stadt aus. Die gesamte Anlage der Innenstadt ist seit Jahrhunderten unverändert.Wittstock ist eine der ältesten Städte östlich der Elbe. Schon in der Stiftungsurkunde für das Bistum Havelberg, die 946 ausgestellt worden ist, wird Wittstock erwähnt. Seit 1147 endgültig unter deutscher Krone, ab 1248 zur Stadt erhoben, wird Wittstock 1271 Sitz der Havelberger Bischöfe. Die Bischöfe residierten bis 1548 in der Burg, von der heute nur noch der 32 Meter hohe Amtsturm, der frühere Burgfried übrig geblieben ist. Am Verlauf der Stadtmauer ist noch deutlich der Umfang der Burganlage zu erkennen. Die Bischofsburg galt in der damaligen Zeit als eine der schönsten und festesten Burgen in der Mark Brandenburg. Heute wird Wittstock auch als "die alte Bischofsstadt" bezeichnet1636 fand vor den Toren der Stadt, beim Scharfenberg, eine der blutigsten Schlachten des 30jährigen Krieges statt, bei der ein schwedisches Heer kaiserliche und sächsische Truppen schlug und damit die schwedische Vorherrschaft in Norddeutschland bis zum Kriegsende 1648 sicherte. An die Schlacht erinnert alle zwei Jahre (gerade Jahre) das Historienspektakel "Die Schweden kommen" - inklusive (gespielter) Plünderung der Stadt, Besetzung des Rathauses Gefangennahme des Bürgermeisters und - natürlich - wildem Schlacht - Getümmel.30jähriger Krieg und vor allem die Pest dezimierten Wittstocks Bevölkerung. 1716 vernichtete ein verheerendes Feuer etwa 75 Prozent der Stadt. Es war in der Apotheke ausgebrochen. Seither müssen Häuser in Taufstellung - mit dem Dach zur Straße - gebaut werden. Das Dubesche Haus am Dosseteich ist Wittstocks letztes Giebelhaus. Heute lebt die Stadt von kleinem Gewerbe und setzt immer mehr auf den Tourismus, der in der Region aber noch nicht recht angelaufen ist.Bereits 1325 erhielten in Wittstock die Tuchmacher ihr Privileg. Sie gehörten bis ins frühe 19. Jahrhundert zu den vornehmsten Korporationen. Noch 1826 arbeiteten 273 Tuchmacher in der Stadt. Nach Entstehen mehrerer Tuchfabriken, vornehmlich der von Friedrich Wilhelm Wegener vor dem Röbeler Tor, bestimmten sie das Bild der Stadt. 1969 begann der Aufbau einer Obertrikotagen-Industrie, in der bis 1989 mehr als 2500 Menschen, überwiegend Frauen, beschäftigt waren. Nach 1990 wurde der Betrieb liquidiert. Die jahrhundertelange Geschichte der traditionsreichen Tuchmacherstadt Wittstock scheint damit zu Ende gegangen zu sein.Das Wittstocker Stadtwappen geht auf eine Siegeldarstellung aus dem Jahre 1248 zurück, auf dem die Übergabe der Stadtrechte durch den Bischof Heinrich I. von Havelberg zu sehen ist. Das Wappen wurde auf Grundlage der Ortssatzung vom 28. März 1925 unter Zustimmung des Magistrats der Stadt beschlossen.Der Name Wittstock, früher Wizoka/Wistok bedeutet "hochgelegener Ort" und ist slawischen Ursprungs. Bereits in der Gründungsurkunde des Bistums Havelberg aus dem Jahre 946 ist Wittstock erwähnt. Es kann also auf eine mehr als tausendjährige Geschichte verweisen.Wittstock zeichnet sich heute durch seine unmittelbarer Lage in der Nähe des Autobahndreiecks "Wittstock/Dosse" aus. Dort zweigt die Bundesautobahn 19 (Richtung Rostock) von der Bundesautobahn 24 (Berlin-Hamburg) ab. Auf beiden Autobahnen gibt es Anschlussstellen, die direkt nach Wittstock führen. Vom Autobahndreieck selbst kann man auf kürzestem Wege Berlin, Hamburg und Rostock sowie die umliegenden Wirtschaftsgebiete erreichen. Der Autobahnanschluss ist neben den in ausreichender Anzahl und Fläche vorhandenen Gewerbegebieten einer der wesentlichsten Faktoren für die langfristige Entwicklung der Stadt Wittstock/Dosse. Weiterhin führen von Wittstock aus neun Landes- und Kreisstraßen in alle Himmelsrichtungen des Umlandes.Der Prignitz-Express der Deutschen Bahn AG wurde bisher nur von Berlin bis nach Neuruppin ausgebaut. Ein weiterer Ausbau über Wittstock bis nach Wittenberge ist bis 2004 vorgesehen. Derzeitig verkehren die Züge auf den alten Gleisanlagen im 2-Stunden-Takt bis Neuruppin und von dort im Stundentakt bis Berlin-Charlottenburg.Die 2,5 Kilometer lange Backsteinmauer umschließt noch heute (fast) ganz Wittstock. Bereits 1244 soll die Stadt erstmals "umbmaueret" worden sein. Sie bot den Bürgern Schutz vor den Slawen, deren Gebiet unmittelbar hinter der Stadtmauer begann. Ursprünglich war die Mauer neun bis elf Meter hoch, heute sind es noch vier bis sieben Meter. Die beiden Flüsse Dosse und Glinze sowie künstlich angelegte Gräben und Wälle boten zusätzlichen Schutz. So ist es kein Wunder, dass die Stadt noch bis zum 30jährigen Krieg als uneinnehmbar galt. Von den ursprünglichen drei Stadttoren ist nur noch das Gröper Tor erhalten.Die gesamte Anlage wurde von 1990 bis 1996 komplett saniert. Die alten Wallanlagen vor der Mauer umgeben die Stadt als Grüngürtel, der die Altstadt heute wie früher vor schädlichen äußeren Einflüssen schützt. Nördlich der Stadt, an der Straße in Richtung Röbel, liegt die Daberburg, das letzte erhaltene Außenwerk der mittelalterlichen Stadtbefestigung.Von der früheren Bischofsburg im Süden der Stadt zeugt heute lediglich noch der 32 Meter hohe Amtsturm, in dem heute das Heimatmuseum untergebracht ist. Die Burg verfiel im ausgehenden Mittelalter und vor allem infolge des 30jährigen Krieges. Der Turm wurde noch bis 1847 vom damaligen Amt Wittstock genutzt, daher der Name Amtsturm.Im Heimatmuseum ist ein Modell Wittstocks aus der Zeit um 1500 zu sehen. Darüber hinaus werden Waffen und Rüstungen aus der Zeit des 30jährigen Krieges gezeigt. Das Museum erwarb vor kurzem eine Erstausgabe des "Simplicissimus", in dem Grimmelshausen unter anderem die Schlacht bei Wittstock beschreibt.Eines der ältesten Bürgerhäuser Wittstocks ist das Telschowsche Haus gleich gegenüber des Torbogenhauses. Das restaurierte Fachwerkhaus wurde bereits 1566 erwähnt. Von 1681 diente es als Poststation. Mit der "Güstrower Geschwinde" dauerte die Fahrt nach Berlin exakt 23 Stunden und 45 Minuten. Der 68 Meter hohe Turm von Wittstocks Stadtkirche St. Marien ist das weiterhin sichtbare höchste Gebäude der Stadt. Auch das 50 Meter lange Kirchenschiff mit seinem imposanten Giebel überragt sämtliche Häuser der Umgebung. Die dreischiffige gotische Backsteinkirche stammt aus dem 13. und 14 Jh., der gerade Ostgiebel stammt aus dem Jahr 1451, die barocke Turmhaube ziert den Turm seit 1704. Im Innern der Kirche bildet ein übereinander gesetzter Doppelaltar ein einheitliches Ganzes. Der obere Flügelaltar stammt vermutlich aus der Bischofskapelle der Wittstocker Burg, der untere, wertvollere ist eine Arbeit aus der Werkstatt des Lübecker Altarschnitzers Claus Berg. Die so genannte "Wittstocker Madonna", eine Sandsteinplastik aus der Zeit um 1400, sowie ein Tabernakelhäuschen und eine Kanzel aus dem Jahre 1608 gehören zu den bemerkenswerten Teilen der Inneneinrichtung. Vier wertvolle Holzplastiken aus dem 13.-15. Jh. befinden sich im Märkischen Museum in Berlin.Das neugotische Rathaus mit angebauter Gerichtslaube dominiert den großen Marktplatz. Dreimal - 1495, 1716 und 1954 - brannte das Rathaus ab, und immer wieder wurde es an gleicher Stelle wiederaufgebaut. Die Häuser rund um den Markt stammen zumeist aus der ersten Hälfte des 20.Jh.. Seit 1986 ist der Marktplatz Fußgängerzone.Die relativ schmucklose Heilige-Geist-Kirche in der Heilige-Geist-Straße stammt aus der Zeit nach dem Stadtbrand von 1716. Hier befand sich früher das Hospital.Museen Alte Bischofsburg Das Museum des Dreißigjährigen Krieges wurde 1998 als erstes dieser Art in Deutschland eröffnet. Es wurde als europäisches Förderprojekt vom Landkreis OPR, der Stadt Wittstock/Dosse, dem Land Brandenburg und der Europäischen Union finanziert. Der Schirmherr ist der Brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe Als Antikriegsmuseum stellt es auch die Ursachen des Krieges, die Leiden der Soldaten und vor allem der Zivilbevölkerung dar. Empfehlenswert ist die museumspädagogische Arbeit für Gruppen von Erwachsenen und Kindern (Leben wie im 30jährigen Krieg). Das Ostprignitzmuseum widmet sich neben der Geschichte der Landschaft und der Stadt Wittstock/Dosse auch dem Handwerk, der Lebensweise u. ä. Ein historisches Schulzimmer kann für Gruppen (auch von Erwachsenen) zur Gestaltung von Unterrichtsstunden aus der "Alten Zeit" genutzt werden.