Der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Dom auf der Kneiphofinsel in der Pregolje (Pregel) ist der Abrissbirne offensichtlich nur entgangen, weil an seiner nördlichen Außenmauer das Grab des Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) liegt, der Moskau als Wegbereiter des Marxismus galt. Bis heute wird das Grab des Gelehrten und berühmtesten Sohnes der Stadt Königsberg liebevoll gepflegt. Frisch vermählte Hochzeitspaare legen Blumen auf den stilisierten Sarkophag aus rotem Granit. Kaliningrads junge Generation sieht in dem Philosophen Kant einen Vermittler zwischen dem alten Königsberg, Kaliningrad und einem modernen Europa. Das Gotteshaus wurde 1333 erstmals urkundlich als Domkirche für das Samland, wie die Region um Königsberg früher genannt wurde, erwähnt. 1544 brannten die beiden Türme über dem Westportal nieder, nur der südliche wurde später wiedererrichtet.
Über die Geschichte des ab 1992 wiederaufgebauten Sakralbaus und die Kneiphofinsel informieren zwei Ausstellungen. Zudem widmet sich das Kant-Museum mit der Dauerausstellung ›Immanuel Kant und seine Stadt‹ der engen Beziehung des Philosophen zu Königsberg, wo er sein gesamtes Leben verbrachte. Die Sammlung besteht aus philosophischen Traktaten, Gedenkplatten und einem Abguss der Totenmaske Kants. Der Dom ist heute auch als Konzertsaal beliebt.
An der Südostecke des Bauwerks erinnert ein Gedenkstein an den Pfarrer Julius Rupp. Seine Enkelin, die Künstlerin Käthe Kollwitz, wurde 1867 in Königsberg geboren.