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Lecce

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Mitten im Salento bezaubert die quirlige Universitätsstadt Lecce (95.000 Einw.) mit kunstvoll verzierten Barockpalästen und -kirchen. Der weiche gelbliche Tuffstein, Pietra Leccese, aus der Gegend ermöglichte besonders verschnörkelte Formen. Das Straßenbild prägen vornehmlich junge Menschen, immerhin besuchen rund 29.000 Studenten die Università del Salento in Lecce. Eine lebendige Gastro-, Kultur- und Musikszene sorgt für Abwechslung, sowohl in der Altstadt als auch östlich davon im modernen Geschäftsviertel rund um die zentrale Piazza Manzini.
Schon zu Zeiten der Römer leistete sich die damals Lupiae genannte Stadt im 1. Jh. n. Chr. zwei Theater für Tausende Zuschauer. Als Handelszentrum des Salento wurde Lecce unter den Byzantinern im 9. Jh von der Hafenstadt Otranto abgelöst. Erst nach dem Überfall der Türken auf Otranto 1480 erlebte Lecce wieder einen Aufschwung. Im Schutz der von Karl V. von Anjou verstärkten Befestigungsanlagen konnte sich im 16. Jh. der Stil des Barocco Leccese an Kirchen- und Palastneubauten in aller Pracht entfalten.

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Piazza Sant'Oronzo

Lecce
Die Colonna di Sant‘Oronzo kennzeichnet den Dreh- und Angelpunkt des städtischen Lebens. Auf der antiken Säule hat eine Statue des Stadtpatrons, der hl. Oronzo, einen überragenden Platz gefunden. Daneben zieht die luftig elegante Loggia des Palazzo del Sedile (1582) alle Blicke auf sich. Die einstige Stadtratsresidenz wird als Touristeninfo und Ausstellungshalle von Gästen aus aller Welt frequentiert. Heute nicht mehr gefragt sind Gladiatoren- und Tierkämpfe, mit denen das am Rande des Platzes zur Hälfte freigelegte Anfiteatro Romano einst bis zu 25.000 Zuschauer in den Bann zog.
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Bauwerke

Castello Carlo V.

Lecce
Das gewaltige Kastell (16. Jh.), eine quadratische Anlage mit runden Eckbastionen, beherbergt das Museo della Cartapesta. Es zeigt die für die publikumswirksam inszenierten Prozessionen der Gegenreformation benötigten Heiligenfiguren. Mangels Holz in der baumlosen Umgebung wurden sie in akribischer Feinarbeit aus Papiermaschee modelliert.
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Museen

Teatro Romano

Lecce
Auch heute ist das römische Theater, das für 5000 Zuschauer errichtet wurde, ein beliebter Spielort für Konzerte und Theateraufführungen. Die römische Unterhaltungskultur erläutert das benachbarte Museo del Teatro Romano u.a. mit bei Ausgrabungen entdeckten antiken Masken.
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Bauwerke

Basilika Santa Croce Lecce

Lecce
Das opulente Gotteshaus, im 16./17. Jh. erbaut von Gabriele Riccardi, Antonio Zimbalo, Cesare Penna und Giuseppe Zimbalo, gilt als Inbegriff des Barocco Leccese. Fantasievoll überzogen die Baumeister die zweigeschossige Fassade mit Putten, Grotesken, Blättern, Früchten und Tieren, gebändigt nur von Pilastern, Simsen, Balus traden und Rundfenstern. Drei Portale führen ins Innere mit einem San Francesco di Paola geweihten Altar, für den Antonio Zimbalo zwölf Reliefs zur Heiligenvita schuf.
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Bauwerke

Convento dei Celestini

Lecce
In der direkten Nachbarschaft der Basilica di Santa Croce überwältigt das Convento dei Celestini (17. Jh.) mit reichem barockem Zierrat. Die üppigen Dekorationen Giuseppe Zimbalos umranken die Fenster in der Rustikafassade.
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Piazza del Duomo

Lecce
Den barocken Festsaal der Stadt bildet die Piazza Duomo, gerahmt von Dom, Bischofspalast und Priesterseminar. Überragt wird der Platz vom 72 m hohen Glockenturm des Duomo di Santa Maria dell‘Assunta aus dem 17. Jh. von Giuseppe Zimbalo, einem Hauptvertreter des Lecceser Barock. Vor allem an der nördlichen Schauseite entfaltete er seine Kreativität. Über dem Portal posiert die Statue des hl. Oronzo in einem opulenten Triumphbogen, Blattgirlanden und Fantasiegeschöpfe umranken Säulen, Pilaster und Balustraden. Barock umgebaut bzw. neu errichtet wurden im 17. Jh. der Bischofspalast Palazzo Vescovile und der Palazzo del Seminario, das Priesterseminar. Das Museo Diocesano d’Arte Sacra stellt hier wertvolle liturgische Gefäße, Messgewänder, Skulpturen und Gemälde des 15.-18. Jh. aus.
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Reiseführer-Themen

Apuliens Bauernküche Terra e Mare

Im sonnen- und meerverwöhnten Süden Italiens setzt die Küche Apuliens einige überraschende Akzente. Weizen, Wein und Oliven bilden zwar die Basis der Landwirtschaft und damit der weitgehend bäuerlich geprägten Küche. Zu den allgegenwärtigen Tomaten, die hier besonders süß schmecken, gesellen sich dann jedoch unbekanntere Gemüsesorten, traditionell auch wild wachsende wie Fenchel, Zichorien oder Karden. Und so wird aus einem einfachen Pasta­gericht wie Orecchiette con cime di rapa, den typischen ohrenförmigen Nudeln mit Stängelkohl, eine kleine kulinarische Entdeckung.  Gerne werden auch Hülsenfrüchte, die getrocknet lange haltbar sind, gegessen, etwa Ciceri e tria, gebratene Nudeln mit Kichererbsen. Genauso können Fave e ­cicoria, zu Püree verkochte Saubohnen mit Zichorie, eine Offenbarung sein. Für das gewisse Etwas sorgen neben gutem Weißbrot, für das Altamura bekannt ist, einige Tropfen des goldgrünen und leicht bitteren Olivenöls. Lebenselixier Olivenöl Die knorrigen teils Tausende Jahre alten Olivenbäume wachsen vor allem im Salento auf großen Flächen. Zahlreiche Masserie, die großen befestigten Landgüter, sind stolz auf ihre eigenen Ölmühlen. Die mächtigen Mauern konnten im 16./17. Jh. zwar vor feindlichen Er­oberern wie den Türken schützen, helfen aber nicht gegen das Feuerbakterium (Xylella fastidiosa). Das aus Nord- und Lateinamerika 2013 eingeschleppte Bakterium wird von Zikaden verbreitet und vernichtet Oliven- und Oleanderbäume, indem es ihren Wasserhaushalt blockiert. Um den Erhalt der Olivenkulturen kämpft man bis heute u.a. mit der Rodung befallener Bäume und Anpflanzung resistenter Sorten. Oliven sind schließlich ein Grundnahrungsmittel, nicht nur zu Öl gepresst, auch eingelegt, z.B. mit frischer Minze und Knoblauch. Terra… Mit Olivenöl konservierte Auberginen oder Artischocken sind als Antipasti der ideale Auftakt für eine apulische Mahlzeit, gefolgt von einem Nudelgericht als primo piatto. Für den zweiten Gang (secondo piatto) wählt man Fisch oder Fleisch, als Spezialität gelten Lammragout (cutturidde) und -innereien (gnumareddi).  In der für Apulien charakteristischen cucina povera, der Arme-Leute-­Küche, wird nichts verschwendet, also ein Tier vom Kopf bis zum Schwanz vertilgt.  … e Mare Der wahre Reichtum, frische Fische und Meeresfrüchte, kommt aus dem Adriatischen und dem Ionischen Meer. Man sollte an der Küste unbedingt Crudo di Mare probieren, z.B.  in Bari: Frische rohe Meeresfrüchte wie Mies- (cozze), Herz- (noci)  und Venusmuscheln (vongole), Seeigel (ricci), Tintenfisch (polpo) mit ein paar Spritzern Zitrone sind ein Hochgenuss. Vor allem das orangerote Innere der widerbors­tigen Seeigel – Mitica! Fantastisch!  Miesmuscheln werden am Gargano und bei Taranto gezüchtet, sie verleihen auch Eintöpfen wie der Tiella alla Barese mit Kartoffeln, Reis, Tomaten und Käse den richtigen Kick. Und nicht zu vergessen: Aal (anguilla), ob gegrillt oder in Tomatensoße, ist eine Delikatesse, z.B. in Lesina, denn der Lagunensee dort bietet beste Zuchtbedingungen.  Auch Fischreste kommen noch zu ­Ehren, nämlich als Basis für die in vielen Varianten servierten Fischsuppen. Legendär ist die Zuppa di Pesce alla Gallipolina mit Miesmuscheln, Tintenfischen und Krebsschwänzen. Garten Eden Zu einem guten Essen gehören auch in Apulien vorzügliche DOC-Weine. Bekannt sind die kräftigen, vollen Rotweine aus Rebsorten wie Primitivo um Bari und Taranto oder Nero di Troia um Foggia, Bari und Brindisi sowie Negroamaro im Salento.  Doch heiße Sommer und Fischspezialitäten verlangen nach Weißwein. ­Geschätzt werden Verdeca und Bianco Locorotondo aus dem Valle dItria, auch Roséweine, wie der um Brindisi, Lecce und Taranto produzierte Terra dOtranto Rosato.  Weintrauben werden auch gern mit anderen Früchten (frutta) zum Dessert gereicht, denn unter der Sonne Süditaliens gedeihen auch köstliche Feigen und Orangen. Eine äußerst leckere ­Alternative sind die Pasticciotti Leccesi, mit Crème gefüllte Mürbteigtörtchen.
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Apulien im Mittelalter: König, Kaiser, Kreuzritter

Eine weitreichende Bedeutung für die Entwicklung Apuliens gewinnen im 11. Jh. die Normannen, die das Land nach und nach von den Byzantinern erobern. Die letzten Byzantiner vertreibt 1071 Robert Guis­card (1015–1084) aus Bari und Brindisi. Bereits 1059 hatte er als Herzog von Apulien, Kalabrien und Sizilien mit Hilfe des Papstes die einzelnen normannischen Fürs­tentümer und Grafschaften der Region vereint. In der Folgezeit floriert der Handel mit dem Orient, und die Bevölkerung wächst. 1095 ruft der Papst zum ers­ten Kreuzzug gegen die Muslime im Heiligen Land auf und rechnet nun seinerseits mit Unterstützung durch die Normannen. Da die ­Teilnahme einer Pilgerfahrt gleichkommt, Ablass aller Sünden inklusive, schließen sich Kreuzritter aus ganz Europa an. Die apulischen Hafenstädte Bari, Barletta, Brindisi und Otranto profitieren bald auch von der Einschiffung und Landung der Kreuzritter, die Aus­rüstung sowie Unterkunft und Verpflegung benötigen.  Friedrich II. Unter Roger II. werden Apulien und Sizilien 1130 zum Königreich von Sizilien vereint. Als 1189 die männlichen Normannen aussterben, geht die Krone an Rogers II. Tochter Konstanze. Ihr Sohn, Friedrich II. (1194–1250), den seine Zeitgenossen als ›Stupor Mundi‹, das Staunen der Welt, bewundern, folgt 1198 als König von Sizilien. Er versetzt die Welt tatsächlich in Staunen: 1215 sichert er sich auch den deutschen Thron, 1220 krönt ihn der Papst zum Kaiser des römisch-deutschen Reiches. Als er 1222 seine Residenz von Palermo nach Foggia in Apulien verlegt, löst er einen wahren Bauboom aus. Ein Netz von Kastellen überzieht bald das Land, darunter das ›Krone Apuliens‹ genannte Castel del Monte südlich von Andria.  Kunst statt Kreuzzug Friedrich II. organisiert Verwaltung und Gesetzgebung neu, fördert Künste, Wissenschaften sowie den Austausch der Kulturen. Als er wegen all dieser Aufgaben nicht wie versprochen zum Kreuzzug aufbricht, kennt der Papst kein Pardon und exkommuniziert ihn im Jahr 1227.  Während Kaiser Friedrich II. daraufhin 1228/29 seine Mission im Heiligen Land erfüllt und mit kleiner Truppe nach Jerusalem zieht, fallen unterdessen päpstliche Truppen in Süd­italien ein. Erst 1230 schließt Kaiser Friedrich II. Frieden mit Papst Gregor IX. – bis zum nächsten Konflikt 1239. Neue Kriege leiten den ­Niedergang Apuliens ein, der beim Tod Friedrichs II. 1250 im apulischen Lucera bereits fortgeschritten ist.
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Geschichte: Magna Graecia - griechische Einflüsse in Süditalien

Ab dem 8. Jh. v. Chr. gründeten griechische Kolonisten Städte in Süditalien und prägten die Region mit ihrer Kultur so sehr, dass man sie bald Großgriechenland, Magna Graecia, nannte. Die griechischen Kolonisten fanden an den Küsten Süditaliens bessere Lebensbedingungen vor als in ihrer Heimat. In Kalabrien und der Basi­li­kata gründeten sie Städte wie Rhe­gion (Reggio Calabria), Sybaris (Sibari), Kroton (Crotone), Krimisa (Cirò), Lokroi Epizephyrioi (Locri) und Metapontion (Metapont).  Jede Polis war unabhängig und die Bürgerschaft selbst­bestimmt. Die Städte waren durch eine Ummauerung gesichert, ihr Zen­trum bildete die Agora, der Versammlungsplatz. Dieser war umgeben von Ratsgebäuden, Theatern und Tempeln. Wohnhäuser, Werkstätten, Brennöfen und Brunnen gehörten ebenfalls zum Stadtbild, wie archäologische Ausgrabungen bezeugen.  Einer der Griechen, der seine Heimat verließ, war Pythagoras. Er zog um 530 v. Chr. von der Insel Samos nach Kroton und hatte bald Schüler und Anhänger in ganz Süd­italien. Die Pythagoräer waren von der zahlenbasierten harmonischen Ein­heit der Welt überzeugt, strebten nach Harmonie in Leben und Gesellschaft. Ihr Leitgedanke war der Einkang von Mensch, Tier und Natur. Pythagoräer aßen kein Fleisch, brachten keine Tieropfer dar, verzichteten auf jeden Luxus. Als sie sich nach dem Sieg über ­Sybaris 510 v. Chr. gegen die Demokratisierung stellten – sie waren Anhänger der aristokratischen Oli­garchie und glaubten an Eintracht und Frieden durch Stabilität – mussten sie Kroton verlassen und gingen nach Me­ta­pont. Die Magna Graecia wurde damals Keimzelle der Philosophie, die Pythagoräer beeinflussten große Denker wie Platon, Aristoteles und He­ro­dot.  Im Laufe der Zeit gerieten die Griechenstädte in Konflikt mit italischen Völkern, mit Bruttiern, Lukaniern und Samniten. Das Römische Reich bot seine Hilfe an und konnte, auf Kosten der reichsten und mächtigsten Kolonie Taras (heute Tarent in Apulien), im 3. Jh. v. Chr. seinen Einfluss im Süden ausbauen. Nach dem Pyrrhischen Krieg (280-275 v. Chr.) eroberten die Römer das gesamte Gebiet der Magna Graecia. In den Folgejahren wurden Bevölkerung und Verwaltung romanisiert, die griechische Sprache wurde von Latein verdrängt.  Ab dem 6. Jh. gewann die griechische Kultur allerdings erneut an Einfluss in Süditalien. Rossano in der Sila Greca entwickelte sich zum ­Zentrum griechischsprachiger, lose organisierter orthodoxer Mönche. Viele der Basilianer­ genannten Glaubensbrüder lebten in Klöstern, gehörten aber keinem Orden an. Neue Basilianerklöster entstanden sogar noch während der Normannenzeit. Im 13. Jh. begann der wirtschaft­liche Niedergang, und da keine ­Erholung einsetzte, gaben die Ba­si­lianer im 16. Jh. den griechischen Ritus auf und übernahmen die Ordensregeln der Benediktiner.  Ein Zeugnis dieser Kultur, die griechisch-kalabrische Sprache, einst weitverbreitet, beschränkt sich heute auf Dörfer im Aspromonte wie Bolvo, Roghudi und Gallicianò.
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