Via Profica Paliata
San Giuseppe Vesuviano, Kampanien, Italien
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Tipp der ADAC Redaktion
Es war ein heißer Augusttag des Jahres 79, als der Vesuv explodierte. Eine gigantische Wolke aus Asche, Lava und Gasen stand über dem geborstenen Gipfel, Todesbote für etwa ein Fünftel der rund 10.000 Bewohner von Pompeji, Hunderte starben im Bimssteinhagel, Aberhunderte unter Schlamm- und Glutlawinen. Als die Eruption nach 18 Stunden vorüber war, lag die Stadt unter einer 25 m hohen Stein- und Ascheschicht. Pompeji, heute die größte Stadtruine der Welt, wird alljährlich von 2 Mio. Menschen besichtigt, die hier der antiken Lebenswelt nachspüren. Bei den Ausgrabungen, die ab 1863 erfolgten, wurden Tempel, Theater, Thermen, Villen, Werkstätten, Kneipen und Geschäfte freigelegt. Im Abraum stieß man auch auf Hohlräume, welche die Körper der Vesuv-Opfer hinterlassen hatten. Man goss diese Formen mit Gips aus und erhielt so Abbilder des Todeskampfes: eine Frau in der Casa del Fauno, die sich von ihrem Schmuck nicht trennen konnte, der Hausherr der Villa di Diomede, der mit 17 weiteren Personen in seinem Weinkeller erstickte, ein Sklave, der mit einem Proviantsack auf den Schultern einen Zug Flüchtender anführte, und zwei Knaben, die ihm Hand in Hand folgten. Während man durch die Straßen schlendert sieht man an manchen Fassaden noch freche Graffiti und flotte Sprüche, zarte Liebesgedichte oder politische Kampfparolen. Am Vicolo del Fauno steht die Casa del Fauno, eine der glanzvollsten Domizile Pompejis mit üppigsten Dekorationen. Die nahe Casa dei Vettii, Wohnsitz einer reichen Kaufmannsfamilie, schmücken Fresken mit mythischen Kampfszenen und handfesten Liebesangelegenheiten. In den Bordellen am Vicolo del Lupanare zeigen die Wandmalereien der Separées mit viel Freude am Detail, wie wild es manche Römer trieben. Am Rand der antiken Stadt liegt die Villa dei Misteri. Berühmt ist dieser vermutlich kaiserliche Landsitz wegen des grandiosen Dekors im Speisesaal. Es ist ein bühnenhaft inszenierter Bilderzyklus mit rätselhaften Szenen auf rotem Grund, die wohl die Einführung einer Braut in die Geheimnisse des Dionysoskultes darstellen. Dionysos ist der Gott des Weines, der Freude, Fruchtbarkeit und Ekstase.
Tipp der ADAC Redaktion
1964 kam in dem gesichtslosen Industriestädtchen zu Tage, was zuvor lediglich ein Pergament aus dem Mittelalter, die so genannte Tabula Peutingeriana, überliefert hatte: das legendäre Oplontis, ein luxuriöses antikes Wohnviertel. Heute ist es wie die Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum Weltkulturerbe der Unesco. Unter einer 6 m dicken Schicht aus Lapilli, Asche und Schlamm stieß man auf eine Villa aus dem 1. Jh. v. Chr., in der vermutlich Neros Gemahlin Poppea residiert hatte. 60 m misst das Wunderwerk römischer Architektur in seiner Länge und mehr als 50 m in seiner Breite. Dazu kommen weitläufige, von Säulengängen eingerahmte Gartenanlagen sowie ein Schwimmbecken von olympischen Ausmaßen (60 m lang, 17 m breit). Nicht nur in den selbstverständlich mit Kalt-, Warm- und Heißwasserbecken ausgestatteten Thermen des Landsitzes haben sich die besten Maler ihrer Zeit verewigt, nahezu jeder Raum zeigt Wandgemälde von höchster Meisterschaft und Farbenpracht: Theatermasken, Vögel, Sphingen und Körbe voll mit allen nur erdenklichen Früchten. Bis heute künden die in satten Gelb- und Rottönen glühenden Fresken vom Lebensstil der Hausherrin, die den Vesuvausbruch des Jahres 79 nicht mehr erlebt hat: Hochschwanger starb Poppea bereits dreizehn Jahre vorher.
Tipp der ADAC Redaktion
Torre Annunziata, das römische Oplontis, wurde im Jahre 79 unter Lava und Schlamm begraben und so für die Nachwelt konserviert. Die Ausgrabungen Scavi di Oplonti umfassen zwei römische Landsitze. Die ältere Villa ließ Lucius Crassius Tertius im 2. Jh. v. Chr. inmitten eines Weingutes errichten. Sie beeindruckt durch ihr voluminöses Peristyl, dessen Säulen und Mauern noch Spuren farbiger Bemalung aufweisen.Ein Hauch von Verruchtheit liegt über der Villa di Poppea aus dem 1. Jh. v. Chr. Sie befand sich wohl im Familienbesitz der ehrgeizigen und über die Maßen habgierigen Poppea Sabina, Neros zweiter Gattin, befunden haben. Nicht zuletzt unter ihrem Einfluss entwickelte sich Nero zum Tyrannen. Doch nach nur drei Jahren Ehe mit Nero starb die schwangere Poppea an den Folgen eines Fußtritts, den ihr der kaiserliche Gemahl versetzt hatte. Schauplatz dieses mörderischen Treibens könnte der weitläufige, bis heute nur teilweise freigelegte Villenkomplex gewesen sein. Die Wohnräume sind mit farbenfrohen Wandmalereien ausgestaltet. Sie zeigen zarte Stillleben, verspielte Genreszenen und opulente Architekturfantasien, die an Opernkulissen erinnern.
Tipp der ADAC Redaktion
Der Vesuv, der einzige aktive Vulkan des europäischen Festlandes, beherrscht alle Veduten des Golfs. Das wechselnde Tageslicht zaubert reizvolle Effekte auf den Schichtvulkan. Seine Hänge sind bis zu einer Höhe von 700 m besiedelt, etwa 1 Mio. Menschen leben in der Gefahrenzone. Der verheerende Vesuv-Ausbruch des Jahres 79 schob die Küstenlinie fast 2 km ins Meer vor. Der Caldera-Ring brach auf, Teile des Monte Somma (1132 m) wurden abgesprengt und der Vesuvio (1281 m) entstand. Die letzte Eruption erfolgte 1944, seitdem schlummert der Vulkan, nicht einmal eine Rauchfahne zeigt sich über dem Krater. 1995 wurde der Parco Nazionale del Vesuvio ins Leben gerufen, ihn erschließen farblich gekennzeichnete Wanderwege. Auf dem fruchtbaren Lavaboden wachsen köstliches Obst und feuriger Wein, Ginster und Orchideen, Pinien, Kastanien, Eichen und Birken. In die faszinierende Welt der Vulkane entführt das Museo Vulcanologico dell‘Osservatorio Vesuviano (Führung nach Voranmeldung, Infos: ov.ingv.it) auf dem Colle dei Canteroni (608 m). Vulkanologen behalten den schlummernden Riesen übrigens ständig im Auge, man kann also getrost einen Blick über den Kraterrand riskieren. Die breite Strada del Vesuvio führt von Ercolano kehrenreich bis zum Parkplatz in 1017 m Höhe, zu dem man auch mit dem Bus vom Bahnhof in Ercolano gelangt. Von hier geht es noch 1,5 km zu Fuß weiter bergan vorbei an Lavafeldern bis zum nicht zugänglichen Krater. Man blickt in seinen tiefen rostroten, weißfleckigen Schlund, wo unter erstarrter Lava in mehreren Kilometern Tiefe Abermillionen Kubikmeter Magma brodeln. Fulminant ist die Aussicht von hier auf den Golf von Neapel und seine Inseln.
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